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mira123's reviews
847 reviews
The First to Die at the End by Adam Silvera
4.0
Wir erinnern uns noch gut an das erste Buch dieser Reihe, oder? Das war "They Both Die At The End". Ein Buch, bei dem ich es geschafft habe, mir einzureden, dass es natürlich und trotz des dramatischen Titels ein gutes Ende geben würde. Und wegen dem ich dann in einem Einkaufszentrum geheult habe. Da macht es doch Sinn, dass ich unbedingt das nächste Buch rund um "Deathcast" lesen wollte. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich hier von einem zweiten Band sprechen kann, denn es handelt sich um eine Art Vorgeschichte.
Hier ruft Deathcast zum ersten Mal an - und Valentino, jung, gesund, ein Model und gerade nach New York gezogen, hebt ab. Orion wiederum, der dringend auf ein Spenderherz wartet und nur darauf wartet, dass sein Herz den Dienst aufgibt, wird nicht angerufen. Und trotz dieser widrigen Umstände freunden die beiden sich an, denn die Anziehung zwischen den beiden ist einfach zu stark.
Diese Ausgangssituation hielt ich für besonders spannend, denn zu diesem Zeitpunkt weiß noch niemand, ob Deathcast echt ist oder doch nur ein meisterhaft geplanter Betrug. Ganz ehrlich, wäre ich in dieser Buchwelt, würde ich wohl von letzterem ausgehen. Denn woher soll diese Firma wissen, dass jemand in den nächsten 24 Stunden sterben wird? Als Leserin wussten wir hier mehr als die Figuren selbst. Doch trotzdem geht dadurch keine Spannung verloren, denn es ist Tag 1 dieses... Angebots. Und natürlich funktioniert das am ersten Tag nicht perfekt und schon bald sterben auch Menschen, die niemand angerufen und vorgewarnt hat... Dadurch konnte ich mir bis zum Ende nicht sicher sein, ob Orion nicht vielleicht doch noch sterben wird.
[SPOILER!]
Gleichzeitig ergab sich durch diese Unsicherheit auch mein einziger Kritikpunkt und der betrifft das Ärzteteam rund um Orion. Valentin entscheidet nämlich recht schnell, dass er sein Herz an ihn spenden will, sollte das irgendwie möglich sein. Natürlich sind die beiden ein Macht und für beide ist das eine bittersüße Nachricht. Und das Ärzteteam reagiert auf die komplett neue und für sie ja auch noch ungewöhnliche Situation so, dass sie Valentin dazu auffordern, seinen letzten Tag im Krankenhaus zu verbringen. Sein Leben ist sofort weniger wert als Orions, er wird nur noch als Spenderorgan gesehen. Das fand ich krass, vor allem für Ärzt:innen. Vor allem für den ersten Tag von Deathcast hielt ich das für nicht ganz glaubwürdig. Zu diesem Zeitpunkt weiß ja noch niemand so wirklich, ob das funktionieren wird. Sollten da nicht gerade Ärzt:innen kritisch sein?
[Spoiler Ende!]
Ich fand diese Fortsetzung (wenn ich sie denn so nennen kann) nicht ganz so genial wie Buch 1, aber trotzdem toll. Buch 3 wurde auch bereits angekündigt und ihr könnt euch sicher sein, dass das ebenfalls bei mir einziehen darf.
Mein Fazit? Trotz meines Kritikpunkts wirklich toll. Ich freue mich auf das nächste Buch aus dieser Welt.
Hoch die Hände, Klimawende!: Warum wir mit der Holzzahnbürste nicht die Erderwärmung stoppen - und wo unsere wirklichen Hebel sind by Gabriel Baunach
5.0
Bald beginnt 2025 und wir haben das Problem mit dem Klimawandel immer noch nicht gelöst. Irgendwie bringen wir's einfach nicht auf die Reihe, oder? Langsam geht uns die Zeit aus, aber naja. Wir können auch gerne noch ein paar Jahre weiter nichts tun und darauf hoffen, dass uns irgendeine tolle neue Erfindung retten wird. Ist eine Möglichkeit. Aber wollen wir das wirklich? Ich weiß, dass ich lieber jetzt schon an diesem Problem arbeiten möchte.
Während meiner Schulzeit war es für uns Pflicht, jedes Jahr vor der ganzen Klasse den eigenen CO2-Fußabdruck zu präsentieren. Wir mussten unser Ergebnis analysieren und erklären, was wir im nächsten Jahr verändern wollten. Und ich weiß, warum der Lehrer wollte, dass wir das machen. Und ich halte es bis heute für sinnvoll, Kindern in der Schule ein bisschen ein Klimabewusstsein beizubringen. Doch abgesehen davon, dass der Fußabdruck an sich nicht unbedingt unproblematisch ist, hatte ich als Schülerin nicht besonders viel Macht über mein Ergebnis. Ich konnte nicht den Stromanbieter meiner Eltern wechseln, ich fuhr (oder flog) mit ihnen in den Urlaub und ich konnte auch nichts dagegen tun, dass ich jeden Tag ewig im Bus saß, was meinen Fußabdruck natürlich in die Höhe getrieben hat. Aber für diese Machtlosigkeit hatte dieser Lehrer leider kein Verständnis. Mir wäre es lieber gewesen, in dieser Zeit tatsächlich etwas über meine politischen Hebel zu lernen, über Demos und Petitionen, über strukturelle Änderungen und darüber, was ich wirklich verändern kann.
Der Autor dieses Buches hat einen ähnlichen Blick auf das Thema: Die wichtigsten Werkzeuge liegen woanders. Individuelle kleine Verzichtshandlungen können ein so großes Problem wie den Klimawandel nicht lösen. Dafür braucht es gesellschaftliche und politische Änderungen. Diese Behauptung belegt er mit verständlich erklärtem Sachwissen zum Klimawandel und den größten CO2-Verursachern. Auch spricht er darüber, wie wir andere vom Klimaschutz überzeugen können und was die wichtigsten Gründe sind, warum Leute nicht handeln. Baunach lädt dazu ein, statt einem Fußabdruck einen Handabdruck zu hinterlassen. Statt zu verzichten, motiviert er dazu, Aktionen ins Leben zu rufen, die größere Wirkungen haben als der reine Verzicht. Egal ob im familiären Kreis, am Arbeitsplatz oder in der Politik - hier gibt es sehr viele Denk- und Handlungsimpulse, um aktiv zu werden.
Dieses Buch motiviert und macht Hoffnung, ohne den Klimawandel zu verharmlosen. Egal ob neu im Thema oder FridaysForFuture-Mitglied: Dieses Buch wird euch gefallen.
Wir waren Sappho by Selby Wynn Schwartz
4.0
Von Sappho habe ich zum ersten Mal im Studium gehört. Das war in einer Übung, in der es sonst eigentlich fast nur um männliche Dichter ging. Daher habe ich Sappho auch im ersten Moment für einen Mann gehalten, der natürlich über seine Freundin, seine Frau oder seine Affäre schreibt, wie es so viele andere auch tun. Erst während der weiteren Recherche daheim, habe ich festgestellt, dass Sappho tatsächlich eine Frau ist. Und nicht nur das: Sie ist eine Frau, der heute zugeschrieben wird, lesbisch zu sein. Zumindest weiß man ziemlich sicher, dass sie Frauen geliebt hat. Daher heißt das heute auch so, lesbisch: Sappho lebte auf der griechischen Insel Lesbos. Und im englischen Raum wird der Begriff "sapphic" auch gerne für Inhalte verwendet, in denen Frauen Frauen lieben.
Die Autorin Selby Wynn Schwartz erzählt in kurzen, aber sehr dichten Episoden vom Leben verschiedener queerer Frauen und als weiblich gelesener Personen - den Nachfolger:innen Sapphos. Gegendert, da hier nicht nur von lesbischen Frauen erzählt wird, sondern auch von genderqueeren und trans* Personen. Meist wird hier ganz auf Labels verzichtet. Die verschriebenen Personen werden vorgestellt, ihr Leben beschrieben und aus dem Kontext geht dann hervor, was denn vielleicht ihre Identität sein könnte. Gemeinsam haben sie nur: Sie alle sind Nachfolger:innen Sapphos – sie sind Dichter:innen oder Autor:innen, sie lieben Frauen und halten sich nicht an die Vorgaben der Gesellschaft.
In fiktionalisierten Kurzbiografien wird von ihren Liebschaften erzählt, von glücklichen und unglücklichen Ehen und Partnerschaften, vom Erfolg mit ihren Texten oder auf der Bühne und von ihrem Kampf um Rechte für Frauen und Mitglieder der LGBTQIA+-Community. Neben bekannten Namen wie Virginia Woolf und Vita Sackville gibt es hier auch Menschen zu entdecken, die wohl der breiten Öffentlichkeit meist kein Begriff sind. So kannte ich vor dieser Lektüre zum Beispiel Lina Poletti nicht.
Die Autorin hat sich hier für einen fast schon poetischen, auf jeden Fall aber sehr dichten Schreibstil entschieden. Die biografischen Episoden unterschiedlicher Autor:innen wechseln sich ab und wirken so fast wie ein Mosaik. Ästhetisch ist das auf jeden Fall ansprechend, doch es erschwert auch den Lesefluss und setzt ein gutes Gedächtnis bei den Leser*innen voraus. Wer hier ein Sachbuch erwartet, ist an der falschen Adresse. Doch anspruchsvolle Leser:innen, die sich für das Leben der Nachfolgerinnen Sapphos interessieren, werden mit diesem Buch trotzdem ihre Freude haben.
Siebenmeilenherz: Roman by Katharina Winkler
Wir verfolgen hier das Mädchen auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben und auch die langfristigen Probleme durch den Missbrauch werden sichtbar. Das Mädchen, das namenlos bleibt, bekommt schlechte Noten, leidet unter Gedächtnislücken, hat Ängste und Probleme, anderen zu vertrauen.
5.0
Wow, einfach nur wow. Dieses Buch hat mich schockiert wie schon lange keines mehr! Ganz wichtig: Dieses Buch erzählt vom Missbrauch eines kleinen Mädchens. Daher ist es so ziemlich unmöglich, dieses Thema in meiner Rezension auszusparen. Solltet ihr euch also nicht mit diesem Thema beschäftigen können, solltet ihr die Rezension jetzt wegklicken.
Wie ihr nach dem Klappentext und diesem ersten Absatz schon erahnen könnt: Hier erzählt ein kleines Mädchen von der Liebe zu ihrem Vater und seiner zu ihr. Er liebt sie sogar so sehr, dass das Herz ihrer Mutter einfach stehen bleiben würde, wenn sie wüsste, wie sehr er sie liebt - zumindest erzählt er ihr das. Und das Mädchen glaubt das, denn du zu Beginn der Handlung ist sie sicher nicht älter als sechs Jahre, wahrscheinlich sogar jünger. In Lyrikform erzählt sie vom Missbrauch durch ihren Vater.
Die verwendete Sprache ist vor allem zu Beginn sehr kindlich, was das Beschriebene noch schockierender macht. Es ist zur Rede von der "Mäusehöhle" des Mädchens, vom "Horn" und vom "Wundersaft" des Vaters. Der Missbrauch wird auf der Seite geschildert und dadurch ist der Text sehr nahe an der Schmerzensgrenze. Wie gesagt: Wer davon getriggert werden könnte, sollte sich vom Text fernhalten. Der Rest muss dieses Buch lesen, auch wenn es unangenehm ist und schmerzt. Setzt euch diesem Schmerz aus, denn das ist so ein unglaublich wichtiges Thema!
Wir verfolgen hier das Mädchen auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben und auch die langfristigen Probleme durch den Missbrauch werden sichtbar. Das Mädchen, das namenlos bleibt, bekommt schlechte Noten, leidet unter Gedächtnislücken, hat Ängste und Probleme, anderen zu vertrauen.
Mein Fazit? Das hier ist eines der stärksten Bücher, die ich 2024 lesen durfte. Am liebsten würde ich euch alle dazu zwingen, dieses Buch zu lesen.
Hex Files - Verhexte Feiertage by Helen Harper
4.5
Diese Reihe sollte euch bekannt vorkommen, zumindest, wenn ihr diesen Blog schon länger verfolgt. Während der Covid-Lockdowns habe ich manchmal stundenlange Spaziergänge gemacht und mich dabei mit allen möglichen Hörbüchern zugedröhnt. Und eines davon war die "Hex Files"-Reihe, gesprochen von der einzig wahren Yesim Meisheit, die unter anderem wegen dieser Reihe eine meiner absoluten Lieblingssprecher:innen geworden ist.
Dieses Buch ist nun ein weihnachtlicher Ergänzungsband. Muss man nicht lesen, um die restliche Reihe zu verstehen, ist aber definitiv ein nettes Ad-on, wenn man nochmal ein bisschen in die Geschichte eintauchen will.
Ivy, die faulste Hexe der Welt, macht sich hier auf die Suche nach gestohlenem Weihnachtsschmuck. Findet sie ihn nicht, wird ein uralter Fluch sie alle dahinraffen. Durch einen Vulkanausbruch, durch eine tödliche Krankheit, was denn genau passiert, weiß niemand so wirklich sicher. Die Auflösung, was denn nun mit dem Weihnachtsschmuck passiert ist, ist dann super süß und war für mich stimmig. Trotzdem war sie für mich eine Überraschung. Auch wenn ich den Täter (oder die Täterin?) selbst schnell erraten habe, wäre ich auf das Motiv sicher nicht von alleine gekommen.
Auch dieser allerletzte Band war wieder sehr lustig. Unter anderem natürlich auch wieder wegen dem sprechenden Kater Brutus, dessen "Miststück" mich jedes Mal wieder zum Lachen bringt.
Mein Fazit? Eine schöne Ergänzung der Reihe für die Weihnachtszeit!
A Bookboyfriend for Christmas by Freya Miles
2.0
Hach, es ist Weihnachtszeit! Ja, die hat für mich bereits mit November begonnen. Man gönnt sich ja sonst nichts, oder? Also wenigstens eine verlängerte Weihnachtszeit muss dieses Jahr sein.
Hier findet ihr eine super süße Geschichte mit viel Potential - das aber zum aktuellen Stand nicht ganz genutzt wird.
Das Setting ist großartig: Booktokerin Mia gewinnt ein Weihnachten allein in einer Buchhandlung. Sie freut sich enorm darauf - denn sonst hätte sie schon wieder ein Weihnachten alleine verbringen müssen. Wie jedes Jahr seit ihre Familie bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Daher ist dieser Gewinn für sie eine tolle Chance, sich abzulenken und vielleicht doch noch ein schönes Fest verbringen zu können. Doch als es endlich so weit ist, ist sie plötzlich nicht allein: Nick, der grantige Bruder der Besitzerin der Buchhandlung, ist auch hier. Eigentlich wollte er Mia nur den Laden aufschließen, doch wegen einer Fußverletzung kommt er jetzt nicht mehr weg - und wegen einem Schneesturm können die beiden die Rettung nicht verständigen.
Wie ihr an der Inhaltsbeschreibung seht: Genau meine Art von Buch! Als ich das auf der Frankfurter Buchmesse gesehen habe, wusste ich, dass ich es einfach haben muss. Meine Kaufentscheidung wurde natürlich vom super schönen Cover, der schönen Innengestaltung und dem aufwendigen Farbschnitt unterstützt. Die Gestaltung ist wirklich, wirklich gut gelungen!
Umso enttäuschender, dass es im eigentlich Buch so einige Schwächen gibt. So war ich schockiert von der Menge an Fehlern in der Rechtschreibung, der Zeichensetzung und den Fehlern im Ausdruck, die ich fand. Teils habe ich mich über diese Fehler so geärgert, dass ich das Buch zur Seite legen musste. Bei sowas vergeht mir der Spaß. Klar, irgendwas wird immer übersehen - aber doch nicht in dieser Menge! Das hier ist ein veröffentlichtes Buch, das von Leser:innen gekauft werden kann und wird. Am Ende des Tages sind Bücher auch ein Produkt und wenn dieses Produkt deutliche Qualitätsmängel aufweist, dann ist das nicht in Ordnung.
Auch Logikfehler habe ich hier gefunden. So verstehe ich zum Beispiel nicht, warum Mia durch ein eingeschlagenes Fenster klettert, wenn sie den Haustürschlüssel hat.
Besonders schockiert hat mich hierbei, dass im Impressum durchaus ein Korrektorat und ein Lektorat genannt wurden. Das ist einfach super schade.
Auch Logikfehler habe ich hier gefunden. So verstehe ich zum Beispiel nicht, warum Mia durch ein eingeschlagenes Fenster klettert, wenn sie den Haustürschlüssel hat.
Besonders schockiert hat mich hierbei, dass im Impressum durchaus ein Korrektorat und ein Lektorat genannt wurden. Das ist einfach super schade.
Mein Fazit? Dieses Buch muss dringend ausführlich überarbeitet werden. Schade, denn da wäre mehr möglich gewesen.
A Not So Meet Cute by Meghan Quinn
2.0
Ihr wisst: Fake Dating ist eines meiner Lieblingstropes. Das ist einfach fast immer unterhaltsam. Sobald ich das in der Inhaltsbeschreibung irgendwo lese, landet das Buch auf meiner Leseliste. Und so ist es auch hier gelaufen.
Der Inhalt ist schnell erklärt. Huxley, Besitzer einer großen Immobilienfirm, will unbedingt diesen einen großen Deal abschließen. Doch er wirkt auf andere kalt und distanziert und deswegen will der andere Immobilienhai nicht an ihn verkaufen. Um eine gewisse Nähe herzustellen, lügt Huxley daher und erzählt diesem Typen von seiner schwangeren Verlobten. Die aber nicht existiert. Doch da kommt Lottie ins Spiel. Sie hat gerade ihren Job verloren und ist ziemlich verzweifelt, denn sie hat ihrer Mutter schon erzählt, dass sie nächste Woche endlich wieder auszieht. Als ihr also Huxley sein Angebot unterbreitet, ist sie kritisch - doch sie nimmt an.
Und gleich zu Beginn war ich überzeugt. Der Start in den Roman war einfach großartig. Da war ein toller Humor, eine Protagonistin, mit der ich mich wohlfühlte und ein heißes Love-Interest.
Joa, schade, dass das nicht so bleib. Bald wechselte der Humor auf eine eher obszöne Ebene. Viele Szenen waren unnötig sexuell aufgeladen - was vielleicht auch mit dem hier umgesetzten Verständnis von Humor zusammenhängt. Und aus dem zwar frechen, aber durchaus sympathischen Huxley wurde ein unglaublicher Grantling, der sich unangenehm bis übergriffig verhielt. Und das will ich einfach nicht lesen. Wenn ich Männer will, die sich im Ton vergreifen und sich respektlos verhalten, kann ich auch einfach Tinder runterladen oder auf Social Media leicht bekleidet Fotos posten. An dieser Stelle muss ich auch sagen, dass ich keinerlei Verständnis für Lottie aufbringen konnte. Warum zur Hölle findet sie so ein Verhalten anziehend?
Huxley ist einfach ein stinkreicher Mistkerl. Er hält sich die meiste Zeit über für einen besseren Menschen und blickt auf alle anderen herab, weiß aber noch nicht mal, wie man sich selbst ein Käsesandwich zubereitet. Kein Witz, der bekommt das von Lottie gezeigt. Und sie findet das aus irgendeinem Grund ganz, ganz toll.
Auch muss ich sagen, dass ich mit dem Spice ein Problem hatte. So möchte ich an dieser Stelle nochmal ganz klar und vor allem meine jüngeren Leser:innen darauf aufmerksam machen, dass schlafende Menschen keinen Consent geben können. Es kommt hier also streng genommen zu einer Vergewaltigung - was die beiden Protagonisten aber ziemlich heiß finden. Irgendwie. Aus welchem Grund auch immer. Aber auch die wachen Szenen sind nicht unbedingt toll gelungen. So habe ich zum Beispiel vollstes Verständnis dafür, wenn Autor:innen sich in ihren Romanen gegen eine Diskussion von Verhütung entscheiden. Aber wenn das in ein Buch eingebaut wird, dann sollte das doch bitte passieren, bevor die beiden in der Kiste landen! Danach hilft das doch weder gegen Geschlechtskrankheiten noch gegen Schwangerschaft. Meine Güte, Leute!
Mein Fazit? Das hätte so, so toll werden können! Aber es war leider wirklich schwach. Für mich enttäuschend.
Der längste Schlaf: Roman by Melanie Raabe
5.0
Es gibt fast nichts Schlimmeres für mich, als wenn ich nicht gut schlafen kann. Eine schlaflose Nacht und die nächsten paar Tage sind zum wegwerfen. Dann bekomme ich nichts mehr auf die Reihe und fühle mich einfach generell ganz ekelhaft. Mehrere schlaflose Nächte hintereinander? Nope, vergiss es! Da muss ich mich krankschreiben lassen.
In meiner Kindheit und Jugend war das Nicht-Schlafen-Können leider ein eher häufiges Problem. Gerade mit so 12, 13 Jahren hatte ich eine Phase, in der ich diese Schlaflosigkeit im Nachhinein doch eher schon als krankhaft bezeichnen würde. Ich konnte einfach nicht schlafen. Ich lag da, aber der Schlaf kam nicht. Es war grauenhaft. Heute bin ich meiner Schlaflosigkeit Gott sei Dank entwachsen und leide nur noch in extremen Stressphasen darunter. Und auch dann ist es für mich heute nicht mehr so schlimm wie es das als Kind war. Dann schalte ich mir meine Lieblingspodcasts ein, zücke mein Rätselbuch, mach mir eine Wärmflasche und koche mir noch eine Kanne Tee. Und meistens bekomme ich dann trotzdem noch zumindest ein paar Stunden Schlaf. Gott sei Dank!
Anders geht es hier Mara Lux. Sie ist Schlafforscherin und leidet ironischerweise ebenfalls an Schlaflosigkeit. Doch ihre Gründe sind anders und etwas ungewöhnlicher als die meinen es waren: Sie hat seit ihrer Kindheit prophetische Träume. Was sie im Schlaf sieht, passiert oft auch. So auch der Autounfall, bei dem ihre Eltern gestorben sind. Daher hat sie bis heute panische Angst vor ihren Träumen und hat einige Tage sogar versucht, gar nicht mehr zu schlafen. Und diese Angst zeigt sich schon zu Beginn der Handlung als berechtigt: Bereits zu Beginn der Handlung träumt sie, dass ihre Nachbarin durch den Himmel fliegt – und findet am nächsten Tag heraus, dass diese aus dem Fenster gefallen oder gesprungen ist.
In Deutschland ist Mara fast nie, zu viel erinnert sie dort an ihre Eltern. Doch dann wird sie durch
einen Anwalt aus Frankfurt kontaktiert. Ein ihr fremder Mann möchte ihr anonym ein Herrenhaus
vererben. Zuerst glaubt Mara an Betrug, dann an eine Verwechslung, schließlich reist sie doch an –
und plötzlich träumt sie von einem maskierten Mann und einem Mädchen, das ihre Hilfe braucht.
Gleichzeitig scheint es im Herrenhaus zu spuken – oder ist das doch eine Psychose, die durch Maras
Schlafmangel ausgelöst wurde?
Melanie Raabe kannte ich zuvor nur durch ihre Krimis und Thriller. „Der längste Schlaf“ ist wiederum eher ein sehr spannender Roman mit Mystery- und Horror-Elementen. Traum und Realität vermischen sich, verschwimmen ineinander, und wir Leser:innen rätseln an jedem Morgen wieder, welche Traumelemente sich heute denn wieder in Maras Alltag drängen werden. Das macht mir Lust auf mehr aus diesem Genre!
Wir zweifeln gemeinsam mit Mara an ihrem Verstand, wundern uns über das Herrenhaus und bangen um das kleine Mädchen. Vor allem in der zweiten Hälfte konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die letzten 200 Seiten habe ich in einer Sitzung verschlungen.
Mein Fazit? Ein geniales neues Buch von Melanie Raabe!